stadt (ver)handeln: eine Wertedebatte

UdK-Seminar im XBV_FAN, Wintersemester 2014/2015

stadt_verhandeln_titel3

SEMINAR
Donnerstags um 9:30 in Raum HA 336, Beginn am 23.10.2014, offen für alle Studierende der UdK und für Gasthörer_innen

THEMA
Im letzten Lichtenberg-Seminar des lived/space/lab wird es vor dem Hintergrund einer steigenden Nachfrage nach Wohnraum um den Wert urbaner Orte gehen. Damit sind nicht (nur) Boden- und Immobilienpreise gemeint, sondern vor allem der Gebrauchswert, die kulturelle Bedeutung und die persönliche Wertschätzung, die mit bestimmten Stellen der Stadt verbunden sind. Gerade der öffentlichen Raum, so die These, darf als klassisches Gemeingut („Common“) nicht ausschließlich finanziell verwertet, sondern muss gesellschaftlich verhandelt werden – was die ganz verschiedenen Ansprüche, Vorstellungen und Haltungen der involvierten Akteure beinhaltet.

METHODE
An bestimmten Punkten in der Stadt, die zunächst auf einer Karte und dann im realen Raum markiert werden, finden Langzeitbeobachtungen statt, die atmosphärische, performative und utopische Potenziale untersuchen. Entsprechend den Kategorien des „gelebten“ Raumes sollen Stimmungen, Handlungen und situative Ereignisse kartiert werden, um den betreffenden Ort differenziert beschreiben zu können.
Die Studierenden arbeiten in dieser Phase allein oder in Zweiergruppen und entscheiden selbst über das Setting ihrer Beobachtung: Ob sie sich als „Externe“ am Rand des Forschungsfeldes positionieren, von vornherein Allianzen mit ortsansässigen Expert_innen bilden oder selbst zu Akteuren im „Möglichkeitsraum“ werden, bleibt ihnen überlassen und wird Bestandteil der eigenen Arbeit.

ABLAUF / LEISTUNGEN
Die Erfahrungen und Beobachtungen, die in der Summe einen Zeitraum von ca. 12 Stunden umfassen sollen, werden diagrammatisch in einem Zeitkreis erfasst. Die Zwischenpräsentation am 03.12.2014 wird als Forum genutzt, um darüber hinaus zusätzliches Wissen zu erwerben und die Charakteristika des betrachteten Feldes präziser zu benennen.
Im zweiten Teil des Semesters erarbeiten die Studierenden ein alternatives Portfolio, in dem sie die ermittelten Qualitäten und Potenziale dokumentieren. Auf das Handeln folgt nun das Verhandeln: Statt einer Abschlusspräsentation findet eine fiktive Auktion statt, in der Studierende und Bürger, Externe und Experten sich über den „Wert“ realer und / oder ephemerer Standortfaktoren unterhalten und bestimmte Räume, Orte, Dinge, Talente oder Ideen in eine improvisierte Tauschbörse einbringen können.

ERGEBNIS
Methode und Ablauf sind so gewählt, dass vor allem jene lokalen Expert_innen mitmachen können, die sich nicht für solche halten würden: Passant_innen auf der Straße, Anwohner_innen im Erdgeschoss oder Zuschauer_innen / Teilnehmer_innen der Performances, die vielleicht an einigen der beobachteten Orte stattfinden werden.
An der geplanten Abschlussveranstaltung kann jede_r teilnehmen: Geplant ist hier eine Kooperation mit Studierenden der Potsdam Business School, eine spontane Interaktion mit Besuchern der Langen Nacht der Politik und das gezielte Einbeziehen lokaler Expert_innen (FAN-Beirat und andere Netzwerke), die schon eine Vorstellung vom „Wert“ ihres Kiezes entwickelt haben.
Das halb ernsthafte, halb spielerische Format der Präsentation (fiktive Auktion / ggf. Bingo-Abend / Flohmarkt) ermöglicht einerseits das Erkennen städtischer Eigenlogiken (Grundeigentum, Spekulation, funktionale Anforderungen, Partizipation), andererseits deren versuchsweise Außer-Kraft-Setzung – für alle Beteiligten ein interessantesExperiment.