02 WiLMa19 oder wie ein Haus eine Gruppe findet

02 WiLMa19 oder wie ein Haus eine Gruppe findet

WILMA 19 ODER WIE EIN HAUS EINE GRUPPE FINDET

von Pola Buske und Anna Derriks

Lokaler  Experte: Andreas Neumann

Die Decke ist ausgebreitet, die Speisen aufgetischt und die Vögel zwitschern, als Andi auf seinem Rad in den Hof rollt.
Er macht einen erfreuten Eindruck, als er uns und das Picknick sieht. Andi ist ein großer, sportlicher Mann mit einem aufgeschlossenen Blick, der gerade sein Diplom in Geo-Ökologie macht. Außerdem engagiert er sich in einigen politischen Gruppen. Später verrät er uns sein Alter:
«Ich bin 29, was ziemlich genau dem Durchschnitt der Gruppe entspricht.»

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Die Gruppe, von der er spricht, ist die zukünftige Hausgemeinschaft der WiLMa 19, ein Hausprojekt in der Magdalenenstraße in Lichtenberg. Die Gemeinschaft umfasst cirka 60 Menschen jeden Alters und mit den unterschiedlichsten Vorstellungen vom Leben im Haus. Das Haus selbst entspricht nicht dem klassischen Bild eines Traumhauses, und es braucht einiges an Fantasie, um sich das Leben dieser Menschen dort vorzustellen. Warum das so ist wird klar, wenn man weiß, dass es sich um einen Plattenbau handelt, der ursprünglich die Zentrale Auswertungs- und Informationsgruppe der Staatssicherheit beherbergte und einen kleinen Teil des gesamten ehemaligen Stasiareals ausmacht. Vor zwei Jahren kam das Angebot, dieses Gebäude zu kaufen. Schnell fand sich eine Gruppe dafür, und es fing ein langer Umwidmungsprozess an.

«Seitdem sind wir am Luftschlösser-Malen. Anfang Mai haben wir erst den Schlüssel bekommen.»

Damit ist der Startschuss gegeben, der Umbau und das Einleben in den Kiez können beginnen. Bislang besteht der Kontakt eher zu den politischen Organen: Andi ist Mitglied im FAN-Beirat Frankfurter Allee Nord, die Anwohner selber wollen noch kennen gelernt werden.

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«Es ist natürlich schwierig, eine Bindung an den Kiez zu bekommen und einen richtig intensiven Kontakt mit den Menschen zu haben, wenn wir hier erstmal nur bauen, weil es primär eine Lärmbelästigung darstellt. Und darüber miteinander in Berührung zu kommen, ist ein bisschen schade. Aber größtenteils waren die Leute wahnsinnig offen, sind vorbeigekommen und haben gesagt, dass sie sich sehr freuen, dass jetzt diese leerstehenden Gebäude wieder genutzt werden. Dass da Leute bauen und Pläne für die Gestaltung des Kiezes haben.»

Pläne, die den Kiez einschließen, gibt es in der Tat. Das Erdgeschoss des Hauses wird sowohl Büroräume für politische Initiativen als auch Freiflächen für zukünftige Bedürfnisse enthalten, und auch der Garten wird kein rein privater Ort werden. Doch die Grenze zwischen öffentlich und privat muss noch diskutiert werden:

«Das ist, glaube ich, noch nicht ganz klar. Wir müssen schon deutlicher austarieren, was hier Privatbereich und was öffentlicher Bereich ist. Das ist ja bei vielen Hausprojekten, die eine explizite öffentliche Fläche haben, ein Thema. Das wird bei uns sicherlich auch noch kommen, aber soweit sind wir nicht.»

Das Dach jedoch ist bereits jetzt ein Lieblingsort. Das Gefühl, das hier wir bekommen, ist, dass die Inbesitznahme schon stattgefunden hat.
Im Hof hingegen gibt es viele Dinge zu denen sich die Gruppe verhalten muss.

«Es gibt diesen Sanierungsrahmenplan, der vor-sieht, in fünf Jahren den Innenhof zu entkernen und zu begrünen.»
Das macht es schwieriger, Pläne zu schmieden. Trotzdem steht der Garten auf der Prioritätenliste ganz oben.

 

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 Kreispanorama vom Picknickort

 

Zum Objekt 

Auf der Prioritätenliste unserer Interviewpartner steht der Garten ganz oben,und auch der Bezirk wünscht sich eine Begrünung der Höfe innerhalb der nächsten Jahre. Momentan jedoch gibt es nur eine große Asphaltfläche, die sich weder zum Sitzen noch zum Begrünen besonders eignet.

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Mit unserem Projekt wollten wir an diesem Punkt ansetzen und einen kleinen Ausblick in die mögliche Zukunft des Hofes geben. Damit soll der künftigen Hausgemeinschaft das Ankommen im neuen Haus und in der neuen Nachbarschaft etwas erleichtert werden.

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Es sollten bepflanzte Sitzmöbel entstehen, die zugleich mobil sind, so dass es möglich ist, sie aus dem Hof auf die Straße zu rollen. Hauptsächlich stehen diese den zukünftigen Hausbewohnern zur Verfügung, auf der Straße aber kann sich auch ein Nachbar ein wenig Thymian pflücken oder eine kleine Rast einlegen.

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