— STADT (BE)SCHREIBEN

Rauch dein Obst

 09_Selin_Noemi_sh-1

Amin Karim
Lokaler Experte
Amin Karim hat ägyptische Wurzeln und wurde 1985 in Berlin-Mitte geboren. Seit einigen Jahren lebt er schon in Lichtenberg, das er als seine Heimat betrachtet. Karim ist gelernter Einzelhandelskaufmann und seit drei Jahren Besitzer des „Bulletshop“. Hier verkauft er Shishas, Tabak für Wasserpfeifen und Zubehör.

rauchdeinobst

Sein Geschäft ist sehr gut sortiert und die Beratung professionell und freundlich.
Karims Stammkunden sind unter anderem Studenten aus dem Wohnhaus Q 216, andere kommen aus Lichtenberg und natürlich auch aus dem restlichen Berlin. Mittlerweile haben die Nachbarn im Viertel verstanden, dass er in seinem Laden keine Drogen verkauft, und seine Laufkundschaft ist breit gefächert. Das Geschäft ist so erfolgreich, dass er bald noch einen dritten Mitarbeiter einstellen muss. Die Wurzeln seiner beiden bisherigen Mitarbeiter liegen in der Türkei und in Ägypten.


Unbenannt-1

Welche Qualitäten hat dieser Ort für Sie?
«Der Ort  um meinen Laden herum hat wenig Qualität und ist nichts Besonderes: Es gibt viele Betrunkene, und es ist wenig familiär. Im Vergleich zu früher ist die Atmosphäre aber besser geworden. Ich glaube, dass die Sanierung Verbesserungen für das Kiezleben bringt.  

Welche positive Eigenschaft hat dieser Ort für Sie?
«Multikulti, es ist hier sehr gemischt, von den Nationen her, und es herrscht Akzeptanz für gemischte Kulturen.»

Fühlt es sich hier nach Berliner Kiez an?
«Nein, es herrscht hier keine wirklich Kiezatmosphäre. Die Atmosphäre ist zwar ok, aber für einen Kiez reich es nicht.»

Wie empfinden Sie die anderen Geschäfte in der Frankfurter Allee?
«Sie stören nicht. Die Besitzer wechseln oft, aber ich habe mit keinem Probleme. Nur das Essensangebot ist nicht wirklich gut.»

Essen Sie hier zu MIttag?
«Nein. Wir fahren meistens nach Kreuzberg, denn da gibt es besseres Essen. Wir wollen ein gutes Mittagessen und sind mit dem Auto nicht ortsabhängig.  
Es gibt leider nur sehr wenige Läden in Lichtenberg, zu denen wir gern gehen. Das Gulasch und die Currywurst von dem einen Laden sind ganz gut. Hausmannskost, selbst gemacht. Auch der kleine vietnamesische Imbiss ist ganz gut.»

Gehen Sie abends hier in Lichtenberg aus?
«Nein. Wir gehen Abends woanders hin zum Feiern. Ich selbst wohne weiter oben in Lichtenberg. Zum Ausgehen gibt es hier recht wenig.»

Wie wird der Laden wahrgenommen?
«Anfangs waren die Leute sehr skeptisch, und es wurde protestiert, da sie dachten es kommt ein Drogenladen hier rein. Jetzt wird der Laden akzeptiert. Auch die älteren Bewohner werden langsam warm.»

Welche Wünsche haben Sie für den Ort?
«Mehr Parkplätze und eine bessere Staßenführung wären gut, da man nur schwer in den Kiez reinkommt.
Ein Problem für mich ist das Be- und Entladen vor dem Geschäft.  Auch mehr Grünflächen sollten entstehen. Das könnte mehr Familien dazu bewegen, hierher zu ziehen.»

Selin Projer, Noemi Barnet
Studentinnen der UDK
Selin Projer und Noemi Barnet sind Austauschstudentinnen am Studiengang Architektur. Beide waren zum ersten Mal in Lichtenberg und hätten ohne dieses Projekt wahrscheinlich kaum den Weg dorthin gefunden. Interessant für sie war es, einen neuen Kiez abseits von Prenzlauer Berg, Kreuzberg und F-Hain kennen zu lernen, zu erfahren, wie Stadtteilsanierung in der Praxis vor sich geht und wie die Lichtenberger ihren Kiez sehen. Dafür haben sie ein Interview mit Amin Karim und Kai Dumong geführt.