— STADT (BE)SCHREIBEN

Ein richtiger Kiez

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Kai Dumong
Lokaler Experte
Kai Dumong, 43, Tischlermeister, ursprünglich aus dem Bezirk Mitte, beschäftigt in seiner Tischlerei 14 Mitarbeiter, die fast alle aus einem Umkreis von 10km zur Arbeit kommen.

Über die Tischlerei
Die Räumlichkeiten des Tischlerbetriebs umfassen einen Laden direkt an der Siegfriedstraße und eine Werkstatt im Hof dahinter. Im Schaufenster des Ladens fällt sofort die Ausstellung von kleinen Hobeln auf. Diese Sammlung war eine Idee von Kai Dumong und wird von Kunden und Nachbarn laufend ergänzt. Im Laden gibt es einen Kundenbereich, wo in Früh- und Spätschichten Mitarbeiterinnen die Kunden betreuen. Hier werden verschiedene Holzmuster ausgestellt, ab und zu auch mal ein Möbelstück. Hinter dem Kundenraum befinden sich die Büros, die zum Innenhof orientiert sind. Die Werkstatt im Innenhof wird durch die Toreinfahrt von der Siegfriedstraße erschlossen.

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Tätigkeiten
Seit zwei Jahren bietet der Betrieb auch Restauration an. Ansonsten gehören Kundendienst, Arbeit auf der Grossbaustelle, Möbelendmontage etc. zum Alltag.

Über Lichtenberg
Als handwerklicher Betrieb hat die Tischlerei einen wichtigen Stellenwert für den Kiez. Aus der Sicht von Kai Dumong sind Betriebe wie seiner genauso wichtig für die Kiezatmosphäre wie der Blumenladen und die Bäckerei. Kai Dumong ist gut vernetzt mit den Kunden, Nachbarn und anderen Geschäften in der Umgebung.

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Standort der Tischlerei
Der Laden an der Siegfriedstraße ist sehr gut für Laufkundschaft zu erreichen, und durch Sanierungstätigkeiten in der Nachbarschaft sind weitere Kunden dazugekommen.
Mit der Einstufung als „lärmender Betrieb“ sieht Dumong seinen Standort jedoch gefährdet. Auch die geplante zweispurige Linienführung der Tram wäre ungünstig für die Tischlerei, da sie Be- und Entladevorgänge einschränken würde.
Dumong ist gern hier: Die alte Frankfurter Allee ist gut gelegen, zumal man mit den öffentlichen Verkehrsmitteln in wenigen Minuten in der City ist.
Für ihn und sein Geschäft ist die aktive Teilnahme am Kiezleben wichtig.

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Nachbarschaft
Im Verlauf des Interviews wird deutlich, wie gut man sich untereinander im Kiez helfen kann. Man nimmt füreinander Pakete entgegen, repariert etwas in der Nachbarwohnung und versucht mit anderen Geschäftsführern Projekte zu realisieren. Die Kooperation mit dem Campingladen ist ein interessantes Beispiel dafür: Die Idee, zusammen Wohnmobilausbauten zu fertigen, hat die beiden zusammengebracht.

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Wünsche für den Kiez
Herr Dumong bezeichnet Lichtenberg zwar als „richtigen Kiez“, würde sich aber trotzdem einige Dinge wünschen, um das Kiezleben zu stärken. Dazu würde ein Zeitungskiosk gehören, der zu einem Treffpunkt für die Bewohner wird, denn bisher begegnet man seinen Nachbarn nur zufällig. Angemessen sei auch, wenn hier nur halb so viele Spätis existierten, dafür aber der Bioladen etwas präsenter wäre und aus seiner Nische hervorkäme. Im Allgemeinen sollte bei der Stadtteilsanierung trotz Fußgängerfreundlichkeit der Autoverkehr möglich bleiben, wie auch das Parken vor dem Laden.
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Selin Projer, Noemi Barnet
Studentinnen der UDK
Selin Projer und Noemi Barnet sind Austauschstudentinnen am Studiengang Architektur. Beide waren zum ersten Mal in Lichtenberg und hätten ohne dieses Projekt wahrscheinlich kaum den Weg dorthin gefunden. Interessant für sie war es, einen neuen Kiez abseits von Prenzlauer Berg, Kreuzberg und F-Hain kennen zu lernen, zu erfahren, wie Stadtteilsanierung in der Praxis vor sich geht und wie die Lichtenberger ihren Kiez sehen. Dafür haben sie ein Interview mit Amin Karim und Kai Dumong geführt.