— STADT (BE)SCHREIBEN

Eine Apotheke ihrer Zeit

06carole

Herr H.
lokaler Experte / Apotheker
ist in Nordbayern in einem Mittelgebirge geboren. Er ist in einer Stadt mit 3.000 Einwohnern aufgewachsen. In diesem Ort gibt es viele Möglichkeiten, sich sportlich zu betätigen (z.B. Skifahren, freies Klettern).
1996 ist er nach Berlin gekommen, um Pharmazie zu studieren. Er hat mehr als ein Jahr gebraucht, um sich hier wohl zu fühlen.

Berlin ist eine touristische Stadt, die sich verändert hat, sagt er, und deswegen ist der Apotheker Heute ein wenig nostalgisch.
Am Anfang hat er in Hohenschönhausen in einer Apotheke gearbeitet. 2008 hat Herr H. in der Aponeo Apotheke Lichtenberg angefangen.
Vielleicht will er nicht immer in Berlin bleiben: Er denkt darüber nach, nach Südbayern zu ziehen.

Heutzutage lebt der Apotheker in Prenzlauer Berg, der saniert, schön und sehr touristisch ist. Er sagt, dass es dort viele junge Leute gibt und manchmal zu viel Krach von den Kneipen. Die Mieten sind hoch. Deswegen gibt es keine alteingesessenen Bewohner mehr: alle Berliner sind weggezogen.
Herr H. verbringt viel Zeit dort, ist aber in seiner seiner Freizeit auch viel in Neukölln, wo seine Freundin wohnt. Auch hier gibt es viele junge Leute und eine nette Atmosphäre. Aber er sagt, die Straßen seien schlecht, und die Mieten steigen.

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Lichtenberg: Wo die Apotheke ist
In Lichtenberg sind viele gute medizinische Versorgungseinrichtungen, zum Beispiel das Krankenhaus, ein Ärztehaus, die Apotheke und viele Zahnärzte.
Die Apotheke ist direkt an S- und U-Bahn angebunden. Der Stadtteil hat auch eine relativ gute Anbindung an das Zentrum und ins Umland.
Viele Leute hier kennen sich.
Die Mieten sind günstiger als in Prenzlauer Berg und Neukölln.
Der Apotheker findet diesen Bezirk gut, um zu arbeiten. Lichtenberg ist ein armer und sozial schwacher Bezirk, der nicht viel Geld hat.
Herr H. sagt, dass die Leute «den Euro zweimal umdrehen», bevor sie etwas kaufen.
Wegen der Arbeitslosigkeit steigt die Aggressivität. Alkohol ist ein Problem hier. Es gibt Leute, die täglich betrunken auf der Strasse sind.

LOCLISATION

Herr H. hat viele neue Gesichter bemerkt und erklärt, dass die Bevölkerungsstruktur sich verändert. Zum Beispiel die Leute, die sich Mitte/Prenzlauerberg/Neukölln nicht mehr leisten können, gehen nach Lichtenberg. Und die, die sich Lichtenberg nicht mehr leisten können, gehen noch weiter weg.
Es gibt eine Durchmischung zwischen den Leuten von außerhalb, die nicht aus Lichtenberg kommen, und den Leuten, die immer da gewohnt haben.

Die  Apotheke  
Die Geschichte der Berliner APONEO Apotheke beginnt 1995. Im Herbst eröffnete der Inhaber Konstantin Primbas mit der Bären-Apotheke in Hohenschönhausen seine erste Filiale in Berlin. Im Februar 1999 erfolgte der Umzug in die Frankfurter Allee 241 in Lichtenberg. Da er bereits 2005 die wachsende Aufgeschlossenheit für das Online-Gesundheitsshopping in Deutschland spürte, gründete der Inhaber im Frühjahr 2006 die APONEO Deutsche Versand-Apotheke Berlin.
Heute zählt APONEO zu den zehn größten Internetapotheken Deutschlands und beschäftigt in Berlin ein rund 80-köpfiges Team. Wurden zu Beginn noch zehn Pakete pro Tag verschickt, sind es heute täglich rund 2.500 Pakete, die die Versandapotheke verlassen!

Die Alte Frankfurter Allee
Für den Apotheker liegt die große Bedeutung der Straße darin, dass sie der Weg zum Krankenhaus ist.
Er sagt, dass es keine Einkaufsstraße sei, weil er denkt, dass ein Lebensmittelmarkt fehlt.
Die Strasse ist eine Sackgasse: man kann nicht durchfahren.
Es gibt eine schlechte Sichtbarkeit/Lesbarkeit: Herr H. findet, dass es zu versteckt ist. Es ist schwierig, sich hier zu orientieren, wenn man sich nicht auskennt.

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Verbesserungsvorschläge
Der Apotheker wünscht sich mehr Parkmöglichkeiten für sein Geschäft.
Er glaubt, es sei kein Platz hier für die Straßenbahn. Die findet er hier nicht nützlich, außer vielleicht für das Krankenhaus. Parkmöglichkeiten oder Straßenbahn: der Bezirk sollte sich entscheiden, findet er.
Herr H. möchte, dass das Straßenbild verschönert wird, aber er hat Angst, dass die Baustelle zu lange dauert und Kunden fernhält.
Er hätte gern mehrere Rampen, damit auch Rollstuhlfahrer in alle Geschäfte der Alten Frankfurter Allee kommen können.

Carole Deslous-Paoli
Studentin der Architektur
hat das Interview geführt. Sie kommt aus den Französischen Alpen, deswegen versteht sie die Anpassungzeit des Apothekers, als er in Berlin angekommen ist!
Carole kannte den Kiez nicht, aber freut sich, einen Berliner Stadtteil zu entdecken.