05 Volkspark Lichtenberg

05 Volkspark Lichtenberg

VOLKSPARK LICHTENBERG

von Francisco Castanheira und Julia Klauer

Lokale Expertin: Manuela Zeumer

Manuela Zeumer leitet das Team Ost des eingetragenen Vereins Casa Nostra für integrative Hilfe in Lichtenberg. Mit ihrem Team betreut sie 60 Klienten, die sich in Wohnungsnot befinden. Jedoch geht es nicht nur um die Vermittlung eines Wohn-und Schlafplatzes, sondern auch um das Erkennen der Ursachen für die Not-situation und das Herausarbeiten der persönlichen Fähigkeiten ihrer „Jungs und Mädels”. Sie selbst sieht sich nicht als lokale Institution, doch wir konnten bei unserem Picknick sehen, wie stark der Bezug der Klienten zu Frau Zeumer ist. Mit dem Büro an der Hagenstraße 1 nimmt Casa Nostra e.V. eine Schlüsselposition im Kiez ein. Bei unserem Picknick mit Manuela Zeumer setzten wir uns mit einer Biertischgarnitur auf den kleinen Platz direkt vor das Büro von Casa Nostra. Unter zwei großen Bäumen und umringt von einem kleinen Zäunchen kamen wir ins Gespräch. Ab und zu liefen Passanten oder auch Klienten vorbei, die sie grüßten oder um einen kurzen Rat baten, wodurch wir einen Einblick in Frau Zeumers Arbeitsalltag gewinnen konnten.

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Den Platz, der früher als Biergarten diente und sehr idyllisch wirkt, nutzt auch wöchentlich das Casa Nostra-Team.
Die Mitarbeiter bauen dann die Biertischgarnituren auf, es gibt Kaffee und Kuchen und oft werden auch zusammen Gesellschaftsspiele gespielt.

„Dann ist es etwas spektakulärer. Es geht hier nicht mehr nur um soziale Arbeit, sondern es werden Geschichten ausgetauscht und unsere Jungs und Mädels können ihre Betreuer von einer anderen Seite kennen lernen. Ab und zu bleibt dann auch mal ein älterer Herr oder ältere Dame stehen und staunt, dass hier bis zu 15 Leute sitzen, die schreckliche Schicksale hinter sich haben. Und weil es kostenlos Kaffee gibt, setzen sie sich auch mal dazu.“

Denn was Manuela Zeumer als kritischen Punkt in dem Kiez anmerkt, ist die starke Überalterung. Obwohl Lichtenberg immer interessanter für junge Familien wird, weil die Anbindung zum Stadtzentrum sehr gut und die Mieten noch erschwinglich sind, dominieren im Kiez die Senioren mit ihrer häufig fehlenden Offenheit gegenüber den sozial Schwächeren, als auch den jungen Zugezogenen. Die Älteren wollen nur ungern ihren Kiez teilen, und die Distanz gründet sich oft auf Vorurteilen.

„Nach der Wende wurde den Menschen in Ostdeutschland vermittelt, dass alles schlecht war und viel falsch gemacht wurde. Da wird die Ignoranz gegenüber neuen Nachbarn noch stärker, wenn Familien – vielleicht sogar aus Westdeutschland – sich in ihrem Kiez breit machen wollen.“

Dieser Punkt sei den Zugezogenen oft nicht klar. Für das Aufeinandertreffen und Kennenlernen der verschiedenen Generationen und Menschengruppen gibt es keinen verfügbaren Ort.

„Politisch ist der Zuzug stark gewünscht, jedoch gibt es keine flankierenden Maßnahmen, die das Zusammenleben fördern. Es gibt verschiedene Spots, für diverse Gruppen an Leuten, aber beispielsweise keinen Wochenmarkt, wo sich der Kiez trifft. Es müssen ja nicht gleich Begegnungsstätten geschaffen werden, aber niedrigschwellige Aktionen, die für die Anwohner keine Überwindung kosten, um daran teilzunehmen, könnten klappen.“

Wir glauben und finden es bemerkenswert, dass solch eine niedrigschwellige Aktion schon bei ihr selbst wöchentlich auf dem kleinen Vorplatz stattfindet, wenn sich der Senior vom Punk den Kaffee nachschenken lässt.

„Das hat etwas Verbindendes, ist schon ein wenig missionarisch. Vielleicht können da ein paar Vorurteile aufgehoben werden!“

 

 

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Kreispanorama des Picknickortes

Der neue Volkspark Lichtenberg

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Francisco Castanheira  und Julia Klauer 

Francisco: „Ich bin Austauschstudent aus Portugal und studiere hier seit einem Jahr Architektur im Master. Schon im letzten Semester habe ich an einem Workshop des lived/space/lab teilgenommen.“Julia: „Ich studiere im Master in Visueller Kommunikation. Seit einiger Zeit setze ich mich temporärer Architektur im urbanen Kontext auseinander und war gespannt auf das Picknick mit einem lokalen Experten.“